Von meinem aktuellen Studienort Monterrey im Norden von Mexiko bin ich zwischen den beiden Semestern für vier Wochen durch das Land gereist und konnte so meine ersten Erfahrungen als Digitaler Nomade sammeln. Grundsätzlich hat sich meine Arbeitsweise nicht gross geändert, da ich seit dem Sommer bereits mit mehreren tausend Kilometern und sieben Stunden Zeitdifferenz zur Schweiz arbeite. Hier hat es sich für mich bewährt unsere Kommunikationsprozesse zu optimieren und mich mit meinen Partnern über Skype regelmässig kurz zu schliessen. Trotz alldem hat sich mein Alltag enorm geändert, als ich mit meinem „Work & Travel“-Abenteuer loslegte. Sich von Hostel zu Hostel zu bewegen und sich trotz Sonne, Strand und Meer nicht allzu fest ablenken zu lassen, hat sich nicht als ganz einfach herausgestellt. Um sich als Digitaler Nomade erfolgreich durchzuschlagen, braucht es nach meiner Erfahrung zwingend drei Dinge:
1) Arbeit, die man von überall aus machen kann
Damit man seine Arbeit überall auf der Welt nachgehen kann, muss man sich dementsprechend im Vorfeld organisieren. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: als Unternehmer oder als Freelancer.
Nicht jedes Geschäft lässt sich von „Remote“ aus weiterführen, jedoch kann man sich entsprechend organisieren und eine Vertrauensperson für das operative Geschäft zuständig machen. Bei Laduma arbeiten wir vorwiegend mit Schweizer Kunden, welche wir auch im Projektverlauf mehrmals treffen. In meinem Fall habe ich meine Partner Fabian und Meinhard vor Ort, welche meinen Teil des Vertriebs und persönlichen Kontakts übernehmen.
Als Freelancer muss man das nötige Know-How mitbringen oder sich dies aneignen. Ist dies aber erfüllt, kann man sich über Plattformen wie Upwork registrieren, welche Freelancer mit Unternehmen auf der ganzen Welt zusammen bringt.
2) Gute und stabile Internetverbindung
Dies scheint vielleicht am offensichtlichsten zu sein, ist aber schneller gesagt als getan. Als ich mich in Sayulita in einem Hostel mit einem Kunden zu einer Skype-Sitzung verabredet habe, musste ich feststellen, dass der nächst beste und dennoch zu langsame Wireless-Empfang sich auf dem Balkon der Rezeption befindet, mit den lästigsten Hintergrundgeräuschen der Hauptstrasse, welche das Gespräch stark beeinflussten.
Für einen digitalen Nomaden ist eine gute und stabile Internetverbindung genauso wichtig wie ein Dach über dem Kopf. Bei der Auswahl des nächsten Reiseziels und dem zugleich verbundenen Hostels ist zu empfehlen, Bewertungen zum Internetanschluss und des Wireless-Empfangs zu lesen. Nicht alle Hotels und Hostels haben einen Internetanschluss, der schnell genug ist, um problemlos Skype-Meetings zu halten. An jedem neuen Ort muss als Erstes ein passendes Café oder Ähnliches zum Arbeiten aufgesucht werden, welches einen anständigen Anschluss zum World Wide Web anbietet.
3) Gutes Umfeld & Flexibilität
Die Arbeitskultur im Büro, die Kollegen mit denen man um 9 Uhr zur Kaffeepause geht, der vertraute Chinese gleich um die Ecke und vieles mehr. All dies sind Dinge, die man aufgeben muss, wenn man als Digitaler Nomade stets den Arbeitsort wechselt. Man muss sich selber beweisen, dass man flexibel aber trotzdem diszipliniert ist. Nach meinem fast zweiwöchigen Aufenthalt in Puerto Escondido, wo ich Weihnachten und Neujahr verbrachte, habe ich mich ungern von Josh, Kate & Co. verabschieden müssen. Sobald du dich mit anderen Digitalen Nomaden bestens einlebst, musst du doch irgendwann den Rucksack packen und weiter ziehen. Dennoch ist genau dieses Umfeld zu finden, wo Gleichgesinnte sich treffen und gegebenenfalls auch Geschäftskontakte mit sich bringen. Portale wie Nomadlist geben dir genau diese Informationen, die du brauchst. Hier sind alle Städte und Orte bewertet, die Bestens für Digitale Nomaden geeignet sind. Weiter findet man Co-Working Büros, wo man sich mit anderen Digitalen Nomaden den Arbeitsplatz teilen kann.
Abschliessend empfehle ich jedem der die Chance hat, sich in begrenzter Zeit als Digitaler Nomade zu versuchen. Zwar bringt es eine Herausforderung mit sich, sich alleine fern von Heimat und Kollegen in komplett anderen Kulturen einzuleben. Schwierig stellt sich auch heraus, sich nicht täglich für mehrere Stunden vom perfekten Wetter und der Meeresbrise ablenken zu lassen, wenn man doch das „Paradies“ direkt vor der Nase hat. Dennoch erlebe ich hier eine geniale und unvergessliche Zeit und ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu.
Es ist spät am Nachmittag und ich beende meinen Arbeitstag an der Pool-Bar des Hostels „Tower Bridge“. Josh und Kate laden mich auf eine Partie Wasser-Volleyball ein. Von einem Moment auf den Anderen wechsle ich nun zurück in den Ferienmodus. Es ist 6 Uhr abends und die Bar ist geöffnet. Viva México.